Inhaltsverzeichnis:
Der heutige Beitrag widmet sich unserem meistgenutzten optischen Lichtformer für Still Life Aufnahmen: dem Zoom Spot. Wir erklären, was er ist, was ihn besonders macht, und gehen anhand eines praktischen Beispiels aus einem unserer jüngsten Shootings durch den Prozess.
Diese Lichtformer scheinen bei Fotografen aus der Mode gekommen zu sein. Bezeichnenderweise produziert kein großer Hersteller sie derzeit für die Fotografie, obwohl viele für Videolicht hergestellt werden. Das ist bedauerlich, und wir möchten diesem einzigartigen Lichtformer die Anerkennung geben, die er verdient. Noch wichtiger ist, dass wir eine faszinierende Lichttechnik erkunden werden, die natürlich wirkendes Licht mit unübertroffener Präzision erzeugt: die Nachbildung von Sonnenlicht mithilfe von Zoom Spots und Spiegeln, um den Lichtstrahl umzulenken.
Was ist ein Zoom Spot?
Bevor wir uns der Technik widmen, klären wir zunächst, was ein Zoom Spot ist und wie er sich von anderen Lichtformern unterscheidet. Es gibt nur wenige optische Lichtformer. Sie alle nutzen Linsen, um Licht zu kollimieren. Für eine tiefere Erklärung, warum Kollimation wichtig ist, schaut in unsere umfangreiche „Lighting Series”. Kurz gesagt: Sonnenlicht legt eine so große Entfernung zurück, dass es die Erde in nahezu parallelen (kollimierten) Strahlen erreicht. Um realistisches Sonnenlicht nachzubilden, ist die Kollimation der Lichtquelle der essenzielle erste Schritt.

Einige optische Lichtformer sind fokussierbar, andere nicht. Eine Fresnel-Linse kollimiert Licht bis zu einem gewissen Grad, kann es aber nicht fokussieren. Um Verwirrung zwischen „Kollimieren” und „Fokussieren” zu vermeiden, haben wir einen eigenen Artikel zu diesem Thema geschrieben. Fotografen verwenden oft das Wort „Fokussieren”, um Kollimation zu beschreiben, was zu Ungenauigkeiten führt. Wir unterscheiden zwischen beidem: Kollimieren bringt Lichtstrahlen in einen paralleleren Zustand, während Fokussieren die Strahlen so lenkt, dass sie an einem bestimmten Punkt zusammenlaufen (wie es eine Kameralinse tut).

Im Gegensatz zu einer typischen Fresnel-Linse macht ein Zoom Spot beides – er kollimiert Licht in parallele Strahlen und fokussiert es, um scharfe Formen, Masken oder Muster zu projizieren. Diese Kombination ermöglicht kreative Möglichkeiten:
- Effekte durch Projektion von Formen oder Mustern auf Motive oder Hintergründe erzeugen
- Spezifische Bereiche eines Motivs beleuchten, wie etwa ein Etikett
- Sonnenlicht simulieren bei gleichzeitiger präziser Kontrolle über die Lichtstreuung
Wir nutzen die ersten beiden Optionen nicht, da sie nicht zu unserer kreativen Vision passen. Wir konzentrieren uns vollständig auf die dritte Option – einen unserer Hauptansätze zur Nachbildung von Sonnenlicht.

Die Aufnahme visualisieren

Um diesen Artikel praktisch zu gestalten, gehen wir das Lichtsetup für eines unserer jüngsten Bilder durch. Wir behandeln ausschließlich Lichtthemen und lassen Ideenentwicklung und Set-Vorbereitung bewusst aus, um den Fokus zu behalten.
Zunächst visualisieren wir das Licht vor dem Shooting. Unser Ziel: die subtile Stimmung eines sonnigen Herbsttages nachbilden. Die Sonne ist direkt, aber nicht kraftvoll. Sie erzeugt harte Schatten, die gleichzeitig offen und deutlich sind – eine wunderschöne, verträumte Kombination zwischen hartem und weichem Licht. Das erinnert mich an Reisen zur Ostsee im Spätsommer oder frühen Herbst.
Um diese Stimmung zu erreichen, benötigen wir eine präzise Kontrolle über jeden Aspekt der Lichtsetzung. Der wichtigste Teil ist die Balance zwischen dem Hauptlicht (das als Sonnenlicht fungiert) und dem Aufhelllicht. Weil das Sonnenlicht so subtil ist, wird das Aufhelllicht fast zu einem sekundären Hauptlicht. Wir wollen es kühler und etwas flach, um die nachlassende Kraft der Sonne zu betonen.
Das Studio Setup

Wie in früheren Artikeln besprochen, erfordert die authentische Nachbildung von Sonnenlicht die Kollimation der Hauptlichtquelle. Es gibt verschiedene Methoden: eine nackte Birne in großer Entfernung, ein Zoom-Reflektor für moderate Kollimation und Kontrolle, eine Fresnel-Linse oder sogar einen Parabolreflektor. Allerdings führen all diese Lichtformer dasselbe Problem ein – die fehlende Kontrolle über Streulicht. Selbst eine Fresnel-Linse, einfacher zu kontrollieren als eine nackte Birne, erzeugt unweigerlich Lichtstreuung, die das Ausbalancieren erschwert. Und einen schweren Parabolreflektor oder eine Fresnel-Linse über dem Setup zu positionieren, um Mittagssonne zu simulieren? Technisch anspruchsvoll, unsicher und ehrlich gesagt schon beim Gedanken daran ermüdend.

Hier glänzt diese Technik. Denkt daran: Ein Zoom Spot kollimiert und fokussiert Licht zugleich. Das ermöglicht uns, jedes Objekt präzise zu beleuchten, ohne irgendetwas drum herum zu beeinflussen. Mit einem Spiegel zur Umlenkung des Strahls können wir jede erdenkliche Position erreichen, ohne uns mit dem Gewicht des Lichtformers selbst auseinandersetzen zu müssen. Die Kombination bietet ultimative Kontrolle und unübertroffene Flexibilität.

Hier ein wertvoller Tipp: Unzählige günstige Spiegel sind erhältlich, darunter solche aus Kunststoff, die leicht, preiswert, sicher und in verschiedenen Größen verfügbar sind. Die besten Spiegel sind jedoch aus poliertem Aluminium gefertigt. Hier in Deutschland werden sie „Alu Dibond Spiegel” genannt. Diese Platten sind leicht und behalten im Gegensatz zu Kunststoff selbst unter Belastung eine perfekt plane Oberfläche. Wir haben auf der Rückseite starke Neodym-Magnete angebracht und befestigen sie auf kleinen Kugelköpfen.
Ausführung
Mit montiertem Spiegel wird die Positionierung mühelos. Der Zoom Spot bleibt stationär an einer zugänglichen Position, während der Spiegel den Strahl präzise umlenkt. Der schwere Lichtformer bleibt sicher am Boden, und Anpassungen erfolgen schnell durch Neupositionierung des kleinen Spiegels statt der gesamten Vorrichtung.

Für dieses Bild wurde der Zoom Spot auf vollen Zoom eingestellt, um maximale Kollimation zu erreichen. Der fokussierte Strahl traf den Spiegel in etwa 45 Grad und lenkte Sonnenlicht von oben auf das Motiv. Wir verfeinerten den Strahl weiter mit Torblenden, um genau der Form des Spiegels zu entsprechen und sicherzustellen, dass praktisch kein Licht auf den Hintergrund oder das Aufhellsetup fiel, wodurch vollständige Unabhängigkeit zwischen den Lichtquellen erhalten blieb.

Das Aufhelllicht bestand aus drei großen Lee-Diffusionsfolien, die links, rechts und über dem Motiv positioniert waren und kühle, gleichmäßige Ausleuchtung boten. Mit dem durch die Spiegeltechnik isolierten Hauptlicht wurde das Ausbalancieren unkompliziert. Beginnend mit dem Aufhelllicht bei der gewünschten Belichtung erhöhten wir allmählich die Intensität des Zoom Spots, bis der Sonnenlichteffekt natürlich wirkte – präsent, aber nicht überwältigend.
Die Schönheit dieses Ansatzes liegt in der Präzision. Kleine Anpassungen an jeder Lichtquelle erzeugen vorhersehbare Ergebnisse, ohne die andere zu beeinflussen. Die harten Schatten des kollimierten Zoom Spots kontrastieren wunderschön mit dem weichen Aufhelllicht und erzeugen jene charakteristische Herbstsonnenlicht-Qualität, bei der Schatten definiert und doch transparent sind.
Equipment

Für dieses Shooting verwendeten wir einen leistungsstarken Zoom Spot: den Bacht ESP600 kombiniert mit einem 1600Ws Broncolor Powergenerator. Wir haben diese Technik viele Male mit weniger fortschrittlichen Zoom Spots und Standard-500Ws-Blitzköpfen angewendet. Nach einigen Tests erwies sich der große ESP600 jedoch als wesentlich effizienter und übertraf unseren Elinchrom 18-36 Grad Zoom Spot selbst bei entsprechenden Leistungseinstellungen. Spots mit kleineren Linsen sind noch weniger effizient. Die zusätzliche Leistung eines Generators zusammen mit dieser Effizienz ist sehr willkommen, wenn man den Zoom Spot mit einem Spiegel als Hauptlicht verwendet, denn obwohl er raffiniertes, natürliches Licht erzeugt, verbraucht er auch erhebliche Leistung. Diese zusätzliche Leistungsreserve fühlt sich sehr befreiend an. Zudem bedeuten niedrigere Leistungseinstellungen auch kürzere Blitzdauern, die helfen, Bewegung einzufrieren – sehr hilfreich für dieses Shooting.

Schlusswort
Das war’s zu dieser Technik und diesem besonderen Lichtformer. In zukünftigen Artikeln werden wir viele weitere Lichtformer erkunden, die Licht auf unterschiedliche Weise kollimieren.



